Digitales Lernen als Chance betrachten. Großes Interesse am Webtalk mit dem Schulleiter der Paul-Gerhardt-Schule

„Beste Bildung zwischen Digitalisierung und Corona -Herausforderungen für die Schulen“ war das Thema
im ersten Webtalk des Jahres 2022. Virtuell zu Gast war der Schulleiter der Paul-Gerhardt-Schule in Dassel,
Matthias Kleiner. Herr Kleiner stellte die Paul-Gerhardt-Schule in einem Vortrag kurz vor und ging dabei
auch auf die Besonderheiten ein, die die Corona Pandemie in den letzten zwei Jahren für die Schule,
Schüler, Lehrkräfte und das Schulpersonal mit sich brachte. Die Paul-Gerhardt-Schule ist ein Gymnasium
in kirchlicher Trägerschaft am Rande des Landkreises Northeim. Zurzeit werden dort um die 800 Schüler-
und Schülerinnen unterrichtet.

Die Profilbildung der Paul-Gerhardt-Schule war stets ihr Markenzeichen in der Region. Förder- und
Forderkonzepte und Projektorientiertes Lernen wurden durch vielfältige Aspekte der
Persönlichkeitsbildung ergänzt. Medienerziehung war schon immer ein Thema des Gymnasiums in Dassel.
Dies kam allen in der Corona-Pandemie zugute. Laptop Klassen und später IPad-Klassen machten es den
Schülern leichter das Homeschooling umzusetzen. Dies veranlasste die Gremien der Schule dazu, nun ab
Klasse 8 das digitale Lernen mit dem IPad konsequent für alle umzusetzen. Auch die stetig steigende
Nachfrage nach IPad-Klassen verdeutlichte dem Kollegium die Notwendigkeit. Die technische Umsetzung
ist fortlaufend. So gibt es seit 2014 WLan in allen Klassenräumen. Der Digitalpakt konnte verwendet
werden, um letzte vorläufige Lücken zu schließen. Sozial benachteiligte Familien werden durch den
Lernfond der Schule unterstützt. Hier ist der Bedarf deutlich gestiegen.
Corona ist und war eine ständige Herausforderung. Die fortlaufende Anpassung an veränderte
Rahmenbedingungen, vorgegeben durch die Politik, sind eine Herausforderung für alle Beteiligten.
Didaktik und Methoden haben sich verändert. Die Kommunikation zwischen den Lehrkräften und den
Schülern hat sich geändert. Aber auch hier gibt es Gewinner und Verlierer. Die Schüler- und Schülerinnen,
die schon ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Selbstständigkeit haben, lernen mehr und schneller.
Diejenigen die eine Tendenz zur „Anstrengungsvermeidung“ haben oder viel Unterstützung benötigen
werden abgehängt. Auch der sozial-emotionale Bereich sei hier nicht zu unterschätzen. Folge ist die
Heterogenität steigt. Auffällig waren vor allem die Lücken in den fünften Klassen. Hier wurde deutlich, dass
die jüngsten unter den Einschränkungen in der Schule besondere Nachteile hatten.
Die Paul-Gerhardt -Schule als Schule in freier Trägerschaft habe zudem auch noch besondere
Rahmenbedingungen. Die Unterfinanzierung sei ein Dauerthema. Fahrtkostenregelungen erschweren in
der Regel den Zugang zu den freien Schulen. Dies ist ein Punkt an dem Herr Kleiner klar an die Politik vor Ort appelliert, hier gleiche Rahmenbedingungen für alle Schulen zu schaffen. Die Paul-Gerhardt-Schule mit
einem Einzugsgebiet bis nach Northeim und Uslar sowie mit einem Großteil der Schüler- und Schülerinnen
aus dem Landkreis Holzminden sei hier besonders betroffen. Positiv zu bewerten sei sicherlich, dass der
Digitalpakt und die Startklar Mittel für alle Schulen gelten. Dennoch seien die freien Schulen strukturell
unterfinanziert.
Die Zuhörer und Gäste im Webtalk des Landtagsabgeordneten stellten interessiert Fragen zur Ausstattung
der Schule und der Schüler sowie zur Umsetzung des digitalen Unterrichtes. Aber auch die zunehmende
Heterogenität, sprich die Bildungsunterschiede, wurden auch schon in anderen Bereichen mit Sorge
beobachtet. Dies dürfe man nicht vergessen. Alle Fragen konnten sicherlich nicht beantwortet werden.
Hier bot der Schulleiter an, auch im Nachgang zur digitalen Veranstaltung noch für Fragen zur Verfügung
zu stehen.
Christian Grascha bedankte sich für die vielfältigen Informationen und stellte fest, dass Schule ein
Dauerthema sei und die Pandemie aufgezeigt habe wo anzusetzen ist und wo auch die Chancen liegen.
Wichtig sei es, dass die Beschränkungen für Schulen und Schüler pandemiegerecht reduziert bzw. fallen
müssten, damit sich alle Beteiligten auf ihre Kernaufgaben konzentrieren könnten und Schule somit auch
wieder ein Erlebnis werden kann. Grascha sagte auch zu, sich auf Landesebene weiterhin für eine faire
finanzielle Ausstattung für Schulen in freier Trägerschaft einzusetzen. „Die Benachteiligung der Schulen in
freier Trägerschaft muss endlich enden. Alle Schülerinnen und Schüler sind uns gleich viel wert und dies
sollte bei den staatlichen Unterstützungsleistungen auch berücksichtigt werden“, so Grascha.